Wir sind eine Gruppe von mehreren Frauen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, die sich gemeinsam an dem Punkt des Feminismus treffen.
Unsere Definition von Feminismus enthält an erster Stelle eine antipatriarchale Haltung. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass das Patriarchat in unserer Gesellschaft nur durch eine Umwälzung der gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse abgeschafft werden kann. Dies beinhaltet nicht nur das Erkämpfen von gleichen Rechten innerhalb der engen Grenzen eines Staatsgebildes, sondern darüber hinaus eine radikale Sprengung dieser nationalen Ketten.
Unser Wunsch ist es, Kämpfe von FLTI* Personen weltweit zu vernetzen und solidarisch zu unterstützen. Deswegen bezeichnen wir unseren Kampf als einen internationalistischen, auch wenn sich das Wort internationalistisch positiv auf den Begriff der Nationen bezieht. Da wir allerdings nicht über die Realität von existierenden Nationalstaaten hinwegsehen können, verwenden wir diesen Begriff trotz unserer grundsätzlichen Ablehnung nationalstaatlicher Organisation.
Weiterhin lehnen wir binäre Geschlechterkategorien ab, da es nicht den Lebensrealitäten vieler Menschen entspricht. Aufgrund von binären Begrifflichkeiten werden Menschen in ihrer Lebensführung eingegrenzt und bevormundet. Unserer Meinung nach handelt es sich hierbei lediglich um ein Konstrukt der Gesellschaft.
Wir verstehen uns auch als antimilitaristisch. Wir lehnen das Gewaltmonopol des Staates ab, welcher dieses nicht zur legitimen Verteidigung der Bevölkerung nutzt, sondern zur Verteidigung von Interessen und Ressourcen des Nationalstaates. Die Militarisierung führt dabei zur Machtausübung gegenüber der Bevölkerung und anderen Staaten, wenn das Staatsinteresse bedroht ist. Hierbei ist der Einsatz von menschlichen Ressourcen nicht unerheblich und geprägt von einer nationalen, hierarchischen Ideologie, damit Menschen die Verteidigung des Gewaltmonopols des Staates gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen können. Eine Trennung zwischen Nationalismus und Militarismus ist in unseren Augen daher nicht möglich.
Abschließend bleibt zu sagen, dass wir insgesamt die Moderne des Kapitalismus und die damit verbundenen Mechanismen, wie Ausbeutung, Rassismus und Sexismus ablehnen.
Was wollen wir?
Unser Ziel ist ein Austausch mit FLTI* Personen vor Ort bzw. feministischen Aktivist*innen um ein langfristiges Netzwerk aufzubauen. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf der medialen Vermittlung feministischer Kämpfe im Südkaukasus, d.h. Georgien, Azerbaijan und Armenien. Der Fokus soll hierbei auf einem gegenseitigen Lernprozess liegen, um einerseits uns, unsere feministische Arbeit und unsere Privilegien zu reflektieren und andererseits eine feministische Perspektive auch in die südkaukakasiche Öffentlichkeit zu tragen. Uns ist es wichtig, die Kämpfe weltweit als einen Kampf gegen das Patriarchat zu begreifen, welche Antikapitalismus, Antinationalismus und Antimilitarismus beinhaltet. Die Themen einzelner feministischer Kämpfe in den unterschiedlichen Nationalstaaten gleichen sich und sind gleichzeitig nicht dieselben Kämpfe. Diesen Widerspruch zu beleuchten und ein Zusammendenken des Kampfes herzustellen, ist unser Wunsch.
Wie wollen wir es erreichen?
Für den Anfang ist es nötig Gespräche mit FLTI* Aktivist*innen vor Ort zu führen, um den Gegenstand der Diskussion einzugrenzen, als auch theoretisch zu begreifen. Dafür sollte vorher ein Fragenkatalog und eine theoretische Bildung zu den Themen und Kämpfen in Azerbaijan, Armenien, Georgien und dem Südkaukasus allgemein stattfinden. Im Mittelpunkt steht hierbei der Austausch und das gegenseitige Lernen, sowohl in den Städten, als auch den ländlichen Regionen der Länder. Hierbei ist uns wichtig nicht nur in der theoretischen Diskussion zu verharren, sondern auch praktische Ideen gemeinsam mit den Aktivist*innen zu erarbeiten, diskutieren und durchzuführen. Außerdem sollte die mediale Zusammenarbeit vorangetrieben werden, um den Themen der FLTI* Aktivist*innen im Südkaukasus auch in den deutschen Medien eine Stimme zu verleihen. Das beinhaltet immer wieder aktuelle Diskussionen, Kämpfe und Errungenschaften aus dem Südkaukasus in den deutschen Medien sichtbar werden zu lassen.