In Rojava lebt die Frauen*revolution. Dort wird der aktive Versuch unternommen, gesellschaftliche Emanzipation vom Patriarchat zu leben und eben dieses zu bekämpfen. Seit dem Beginn des Angriffskrieges der Türkei auf die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien ist dieser Versuch, hin zu einer befreiten Gesellschaft, jedoch massiv gefährdet.
Diesen Strukturen und insbesondere den Errungenschaften der Frauen* in Rojava gebührt unsere Solidarität.
In Rojava sind Frauen* in allen Ebenen der Gesellschaft eingebunden. Ausgehend von der Basis gibt es eine gleichberechtigte, autonome und politische Frauen*-Organisierung, welche in allen Belangen mit entscheidet. Nur Frauen* entscheiden über sich selbst und ihre Belange und arbeiten aktiv daran, die Frauen* zu werden, die sie selbst sein wollen und nicht die zu sein, die das patriarchale System gerne hätte. Auch wirtschaftlich gesehen gibt es Versuche, dass Frauen* sich unabhängig organisieren. Es wurden Kooperativen gegründet, welche nur von Frauen* betrieben werden, wodurch sie wirtschaftlich unabhängig werden. Und auch zur legitimen Selbstverteidigung gibt es reine Frauen*selbstverteidigungseinheiten, die YPJ.
Nur durch die autonome Organisierung in allen Bereichen haben es die Frauen* geschafft, sich zu emanzipieren und ihr Zusammenleben so zu gestalten, wie sie es als Frauen* für gut halten. Sie sind uns damit ein Vorbild und geben mit ihrem Kampf Frauen* auf der ganzen Welt Kraft und Mut sich selbst zu ermächtigen.
Ein weiteres praktisches Beispiel für die autonome Organisierung von Frauen* in Rojava ist das Dorf Jinwar, in dem nur Frauen* und Kinder leben. Es ist somit ein Ort, an dem Frauen* ihr Leben für sich selbst organisieren, an dem sie Schutz vor dem Patriarchat finden, aber auch einen Ausgangspunkt, um sie selbst zu sein und zu werden, und daraus gestärkt auf die restliche Gesellschaft einzuwirken. Um als Frau* in dieser patriarchal-kapitalistischen Moderne zu sich selbst zu kommen, braucht es Räume wie diese: Räume, in denen wir uns gemeinsam bilden, diskutieren und Genossenschaftlichkeit erleben. Denn weibliche Emanzipation ist möglich durch diese Momente, in denen wir uns stärken, um eine andere Welt zu erschaffen! Räume, die Kraft und Schutz zugleich spenden.
Die Freiheit der Gesellschaft ist abhängig von der Freiheit der Frauen*. Wir müssen verstehen, dass die Freiheit der Frau* aktiv erkämpft werden muss: jetzt und überall! Und dadurch die Frauen*revolution in Rojava verteidigt wird.
Ohne die Revolution der Frauen* gibt es keine Revolution!
Somit ist die aktuelle türkische Invasion nicht nur ein militärischer Angriff gegen die freie selbstverwaltete Bevölkerung in Nord- und Ostsyrien, sondern auch ein Angriff des kapitalistisch-patriarchalen Systems auf die Geschlechterbefreiung und auf die Suche nach einer allseits befreiten Gesellschaft. Die Patriarchen der kapitalistischen Imperien und Nationalstaaten sind sich trotz ihrer Differenzen einig darin, sich gegen selbstverwaltete Projekte wie dieses zur Wehr zu setzen. Sie haben viel zu verlieren, ihre Macht, ihren Einfluss, die männliche Vorherrschaft. Und weil wir ihnen gefährlich werden, setzen sie sich zur Wehr. Lasst sie Angst haben, lasst sie zittern!
Sie können uns töten, aber sie können nicht die Idee, die Rojava uns vermittelt hat, töten.
Der Samen hat sich bereits auf der ganzen Welt verbreitet!
Auf der ganzen Welt sind Menschen und vor allem Frauen* im Kampf für Rojava und für ihre eigene Befreiung vereint!
Ob hier in Deutschland, in Rojava, in Armenien, Georgien oder Aserbaidschan, überall wütet das Patriarchat tagtäglich und greift uns an. Doch Rojava zeigt: gemeinsam kämpfen macht uns stark! Gemeinsam können wir etwas erreichen und die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln heben!
Erhebt eure Stimmen, sprecht mit Freund*innen, diskutiert und organisiert euch.
Gründet autonome Frauen*komitees und nehmt euch den Platz in der Gesellschaft, der euch zusteht!
One struggle, one fight – für die internationale Frauen*revolution, in Solidarität mit den Frauen* in Rojava, die uns so sehr ein Vorbild sind!
Jin Jiyan Azadi
Denn Frauen*, die kämpfen, sind Frauen*, die leben!